Wir erreichen Angra do Heroísmo nach einer Nachtfahrt von Horta kommend am 14.05. am frühen Morgen nach einer Überfahrt mit wechselnden leichten Winden. Schon bei der Ankunft sind wir von der Stadt fasziniert, wie sie um und über der Marina liegt. Wir wissen sofort, hier werden wir uns wohlfühlen. Angra wurde 1534 zum Bischofssitz, entsprechend viele alte Kirchen bestimmen das Stadtbild. Der ehemalige Reichtum der Stadt war auf die Zeiten der Seefahrt gegründet, wo die natürliche Bucht ausreichenden Schutz bot, um Reichtümer aus allen Erdteilen umzuschlagen bzw. die Schiffe zu versorgen. Eine alte Hafenstadt mit sehr viel erhaltener Bausubstanz teilweise aus der Renaissance, die Altstadt zählt zu Recht zum UNESCO-Weltkulturerbe. Viele der Häuser sind aufwendig saniert worden, meist co-finanziert durch die EU. Mit riesigem Finanzvolumen hat Europa den Azoren zu einem Aufschwung verholfen, ohne diese Unterstützung läge die Region heute sicherlich noch in großer Armut. Was in Horta für mich die Straßenmosaike waren, das sind für mich hier in Angra do Heroísmo die Fenster der Stadthäuser.
Oft schlendern wir durch die Straßen und steuern ein Café an. Wir trinken einen Kaffee oder gönnen uns ein Gläslein frischen Weißwein für 1,50 €. Hier lässt es sich angenehm und günstig leben. An Regentagen streifen wir durch das Museum oder erfreuen uns am ruhigen Bordleben in der Marina.
Sascha aus Hamburg kommt zu Besuch für eine Woche und wir mieten uns ein Auto, um über die Insel zu fahren. Am meisten faszinieren uns die Canadas, mit Steinmauern umschlossene Feldparzellen oder Weiden, die aus den auf den Feldern liegenden Lavabrocken errichtet wurden. Sie durchziehen die grüne Landschaft und geben ihr dieses für die Insel typische Bild. Wir können uns an den Aussichten nicht sattsehen.
Wir unternehmen Wanderungen zwischen den Vulkanhügeln beim Lagoa do Negro und rutschen über den schlammigen Boden, denn es regnet immer wieder. Kein Wunder, dass alles so grün ist. Eine weitere Wanderung führt uns ins Landesinnere durch einen Wald aus Sicheltannen und Lorbeer zum Kratersee Lagoinha.
Wir fahren auf die höchste Erhebung Serra de Santa Barbara und tauchen in die tiefhängenden Wolken ein und sehen nichts als dichtesten Nebel. Aber dafür haben wir an anderer Stelle mehr Glück, als wir zum Beispiel auf der Serra do Cume sind.
Das Wetter zeigt sich anders, als wir es erwartet hatten. Der Name Azorenhoch deutet gutes Wetter an, leider lässt es dieses Jahr auf sich warten. Wenn es sich hier stabilisiert hätte, dann würden die Tiefdruckgebiete nach Norden abgedrängt. So streichen sie aber eines nach dem anderen über uns hinweg. Viel Wind und häufiger Regen sind die Folge. Mit Wetterinformationen unterstützen wir Tony, unseren britischen Nachbarn aus Horta, der auf der Passage nach Falmouth segelt. Er hat keinen Emailzugang, sodass wir ein Satelliten-Telefonat alle 48 Stunden vereinbaren. Zwischenzeitlich muss ich ihn nach Spanien umlenken, da er Gefahr läuft, auf seinem Weg nach England in ein Sturmgebiet mit über 50 Knoten Wind zu fahren. Nachdem sich dieses Tief abschwächt, gerät er vor dem Englischen Kanal in Gegenwind aus Osten mit über 30 Knoten und muss zwei Tage lang beidrehen. Sehr froh sind wir, dass unsere Freunde Monique und Pieter rechtzeitig Flores erreichen, bevor ein weiteres starkes Tief die Azoren streift.
Wegen dieses Tiefs können wir unseren Plan, mit Sascha nach Sao Jorge zu segeln, nicht umsetzen. Zunächst kommt der Wind aus der falschen Richtung, dann haben wir Flaute und dann sind Winde von mehr als 40 Knoten in Böen angesagt. Dazwischen segeln Sascha und ich für einige Stunden entlang der Südostküste von Terceira, während Annette uns von der Burg aus fotografiert.
Schließlich nutzen wir eine Lücke mit „nur“ 25 – 30 Knoten aus der richtigen Richtung Nordwest, um nach Sao Miguel zu segeln. Wie gedacht machen wir bei diesem Wind gute Fahrt, obwohl wir wie immer das Schiff schonen, kein Groß setzen, nur die Fock ausbaumen und ab und zu die Genua ein wenig ausrollen. Wir legen im Dunkeln morgens um 05:15 ab, um die 95 Seemeilen nach Ponta Delagada bis zum Abend um 19:30 Uhr zu schaffen. Es ist schon erstaunlich, wie schnell sich bei diesem Wind im Atlantik große Wellen aufbauen.
Ihr Lieben,
vielen Dank mal wieder für den interessanten Bericht und die Bilder, besonders gafallen hat mir die „Fenstersammlung“. Angra wirkt bei der Beleuchtung sehr blankgeputzt, weniger Sonne bringt die Farben oft noch besser heraus! Den „bangen Blick nach achtern“ kann ich verstehen!
Schmeckt der so sorgsam ummauerte Wein? (Zum Spargel?)
Sehr liebe Grüße von eurer Lisa und Andreas
Liebe Lisa, die Fenster haben mich hier angesprungen, wie die Mosaike in Horta.Die Farben, das ist so ein Thema ganz besonderer Art. Da wird Sascha lachen, wenn er das liest. Hier werden sie gerne genuzt. Das haben wir an vielen Häusern beobachtet und uns manchmal gefragt, ob der Eigentümer farbblind war… Der bange Blick war gar nicht so ernst gemeint. Das Boot schwimmt immer oben auf der Welle. Zumindest fast immer. Man empfindet aber die Welle gleich wieder als gewaltig, denn die Landbeine wachsen einem achneller als uns manchmal lieb ist. Wir lesen dann nicht unbedingt am ersten Tad in einem Buch. Ja, der aroreanische Wein mundet uns, auch wenn wir noch südafrikanische Bestände haben. Ja und der Spargel, ein ganz besonderes Mitbringsel, wenn mein Bruder Andy welchen am Donnerstag aus Heidelberg mitbringt, darauf freuen wir uns seit drei Jahren.
Liebe Grüße Thomas und Annettewww.ankesophie.wordpress.com
einen lieben Gruß und weiter gutes Vorankommen wünscht aus dem sonnigen Berlin euch Christl
Amazing views, lovely reflections, and oh how I love all that colorful architecture. Very cool macro picture of the fly by Sascha. And the Anke-Sophie using the Fish Eye effect is awesome.