Die ersten Tage in Richards Bay kümmern wir uns um Anke-Sophie. Der verbogene Anker wird gerichtet und verstärkt und eine gebrochene Relingsstütze wird geschweißt. Wir bestellen eine neue Fock für das flexible Vorstag und führen mehrere kleine Reparaturen durch. Dann mieten wir uns mit Monique und Pieter ein kleines Auto, um damit für eine Woche den Norden von Südafrika zu besuchen.
Als Erstes fahren wir zu den Nationalparks in der Provinz KwaZulu-Natal. Der Park „iSimgangaliso Wetland“ liegt bei St. Lucia am Indischen Ozean. Wir nutzen einen ganzen Tag, um den Park zu erkunden, und sind begeistert von der Vielfalt der Tiere, die wir nach und nach entdecken. Nur das Wetter bleibt leider wolkig und die Sonne zeigt sich kaum, sodass die Bilder nicht die volle Brillianz haben.
Wir haben uns in einem netten Guesthouse eingemietet und durchfahren zwei weitere Tage die Nationalparks „Hluhluwe-Umfolozi“. Einen Vormittag lang fährt uns ein afrikanischer Tierführer und erklärt uns viel über die lokale Flora und Fauna. Als Höhepunkt zeigt er uns einen Platz, von dem aus wir ein Rudel Löwen beobachten können, leider nur aus der Ferne. Ich erinnere mich an die Safari, die ich in Kenia unternahm, als ich vor vielen Jahren den Mount Kenia und den Kilimandscharo bestieg. Damals hatte ich das Glück, ein Rudel Löwen direkt um das Auto herum beobachten zu können. Wir nehmen uns viel Zeit und sind sehr zufrieden, dass wir viele Tiere ruhig aus direkter Nähe haben beobachten können: Nashörner, Elefanten, Giraffen, Büffel, diverse Antilopen, Warzenschweine u.v.a.m.
Die Einheimischen beklagen sich über die größte Dürre seit 100 Jahren, es hat seit Mai nicht mehr geregnet. Die Regenzeit, die eigentlich im September und Oktober sein sollte, blieb bisher aus. Sicherlich eine Folge der El-Nino-Wettersituation. Wir haben mit dem Wetter Pech, an unserem zweiten Tag in den Parks regnet es fast durchgehend und es ist lausig kalt. Wir frieren und denken an die Freunde zuhause, die ähnliches Wetter haben. Unsere Flussfahrt wird sehr ungemütlich, aber wir harren aus, um Flusspferde und Krokodile sowie viele Vögel beobachten zu können, leider bei äußerst bescheidenem Licht.
Wir fahren ins Hinterland zur Gebirgskette Drakensberg, die an der Grenze zu Lesotho liegt. Im Champagne Valley haben wir ein Cottage gemietet, unsere Basis für Wanderungen in der traumhaften Landschaft der Drakensberge. Bei Halbpension genießen wir unsere Urlaubstage im eigenen reedgeckten Häuschen und an den Abenden den guten südafrikanischen Rotwein vor dem Kaminfeuer.
Wir schenken Pieter einen Konzertbesuch beim Drakensberg Boys Choir. Ein fantastisches Kulturerlebnis, das wir so nicht erwartet hatten. Der Chor hat Weltklasse und hat viele internationale Konzerte gegeben. Wir sind erst kurze Zeit in Südafrika, machen uns natürlich viele Gedanken über das schwarzweiße Zusammenleben in diesem immer noch gespaltenen Land nach dem Ende der Apartheitspolitik, aber bei diesem Besuch haben wir das Gefühl, dass man zumindest hier sehr bemüht ist, die Kluft zwischen Weiß und Schwarz zu überwinden und die Qualität bei der Auswahl das entscheidende Kriterium ist. Wir haben uns im Vorfeld öfter mit Südafrikanern unterhalten und es setzt sich die Meinung durch, dass das Land im Abstieg tiefer und tiefer sinkt. Eine strenge 20-80% Quotenregelung führt wohl für Weiße zu schlechten Entwicklungsmöglichkeiten, weshalb viele das Land verlassen. Es steht zu befürchten, dass die hinterlassenen Lücken nicht so schnell mit kompetenten Personen gefüllt werden können.
Wir lesen zurzeit die Autobiographie von Nelson Mandela „The Long Walk to Freedom“, um uns auf das Land einzustimmen. Wir erkennen sofort, dass praktisch alle Managementpositionen in den Geschäften von Weißen und die Arbeiten von Schwarzen ausgeführt werden. Auch sind die Folgen des Kolonialismus auffällig, viele Schwarze zeigen ein unterwürfiges Verhalten im öffentlichen Leben beispielsweise als Kunden am Schalter in einer Bank oder beim Bedienen in einem Restaurant. Der Stolz, den wir in anderen Ländern gespürt haben, egal wie arm die Leute waren, scheint hier nicht stark ausgeprägt zu sein. Uns irritierte auch, dass die Menschen uns in Dörfern teilweise bettelnd empfingen, wenn wir mit dem Auto ankamen, eine neue Erfahrung auf unserer Weltumsegelung. Wir werden das Thema Apartheid in den nächsten Wochen im Blick behalten.
Wir versetzen uns 2.000 Jahre zurück, indem wir bei den Cathedral Peaks in den Drakensbergen Felsmalereien ansehen. Buschmänner malten damals rituelle Gemälde über Szenen der Jagd mit Farben aus Tierblut, Beeren, Mineralien und Lehm. Wir haben nur die Gelegenheit eine kleine Auswahl an Zeichnungen zu sehen, aber es gibt in den Drakensbergen Tausende davon. Neben Jagdszenen werden häufig auch Tanzszenen gezeigt. Eine wichtige Rolle spielen auch Schamane, mit denen auch nicht reale Situationen dargestellt werden, die im Zusammenhang mit dem Trancezustand zu sehen sind. Menschen mit Tierköpfen können als Tote oder Geister verstanden werden. Auf Fotografien sehen wir auch Szenen aus dem sozialen Leben und von Gemälden, die das Zusammentreffen mit ersten Siedlern und Kampfszenen gegen Zulukrieger darstellen.
Zum Abschluss unserer Reise in den Drakensbergen besuchen wir eine Falknerei. Man zeigt uns, wie Falken, Fischadler, Schwarze Adler und Bussarde jagen. Es war ein Erlebnis, diese stolzen Vögel vom Himmel über unsere Köpfe hinweg zur Beute stürzen zu sehen. Wir haben viel über die Vögel gelernt, beispielsweise, dass Adler zwar zwei Eier ins Nest legen, aber nur ein Junges aufziehen. So bekommen die Falkner die Sondergenehmigung, das zweite Ei aus dem Nest zu nehmen, wenn das erste Junge geschlüpft ist, um das zweite Junge selbst aufzuziehen.
Am letzten Tag erreicht uns die Nachricht, dass schon wieder ein Starkwind von 50 Knoten in der Tuzi Gazi Marina die Steganlagen beschädigte. Genau vor unserem Boot bricht der Hauptsteg und sinkt unter Wasser. Segelfreunde haben zum Glück die Anke-Sophie zunächst in der Nacht abgefendert und am nächsten Morgen an eine sichere Stelle verholt.
Hallo, ihr Beiden,
ich komme grade vom Weihnachtsmarkt im Schloss, als Nachtisch genoss ich den reich bebilderten Südafrika-Bericht mit vielen schönen Tierfotos! Wie gut mal wieder, dass Segelfreunde sich hilfreich um die Anke-Sophie kümmerten, als Gefahr drohte!
Interessant die Fotos von Falkner und Raubvögeln! Man sieht ja manchmal Bilder, auf denen die Vögel eine Kappe tragen, habt ihr das auch gesehen? Wir hatten vor langen Jahren mal eine Begegnung mit einem Falkner auf Amrum.
Sehr herzliche Grüße auch von Andreas und von eurer Lisa
Liebe Lisa,
danke für deine Zeilen. Ja, sie setzen den Falken Kappen auf, um sie ruhig zu halten, bis es soweit ist, dass sie auf Jagd gehen. Der Falkner hat uns im Detail erklärt, wie sie dann zusammen mit Jagdhunden zusammenarbeiten. Ich schicke dir ein Bild späterre direkt über Email…. Wir stellen schon viel zu viel ins Netz, alles geht halt nicht.
Liebe Grüße von
Thomas und Annette
Liebe Annette und lieber Thomas, diesmal bin ich gar nicht mehr hinterher gekommen, war so viel anderes zu tun. Auch wenn die Fotos nicht die erwünschte Brillanz haben, sind sie doch sehr eindrucksvoll. Ich hoffe, Ihr könnt die Zeit genießen, alles Liebe von Annette* und mehr per mail
Ihr lieben Reisenden,
diesmal sind ja eindeutig die fremdartigen Tiere die Stars und nicht die Wellen oder Wolken oder auch ihr… Was für großartige Bilder ihr auch immer wieder macht, was für unglaubliche Szenerien ihr festhaltet! Tausend Dank! Bernhard
To recap my email: Location Envy! Such beautiful people and creatures. And all the distanced that you have traveled on Anke-Sophie this year. Seems daunting when you think about it. May 2016 your best year to date followed by many more good years to come.
Liebe Annette, Lieber Thomas,
Ich habe nun endlich mal wieder nachverfolgt wie es euch so geht und mit großer Spannung die Abenteuer der letzten Monate lesen und so miterleben können. Mir wird immer wieder ganz anders wenn ich an die starken Winde und das letztendlich doch ganz auf sich und seine Intuition verlassen müssen denke. Ich bin gerade auf der Insel bei Harald und Eva-Maria und mache selbst Reisepause. Ganz liebe Gruesse!
Gudrun
Liebe Gudrun,
da ich deine Email-Adresse nicht habe, auf diesem Wege ein Dankeschön für dein Interesse an unserer Reise.
Gerade verfolgen wir die Spuren der deutschen Geschichte in Swakopmund/Namibia. Man spricht Deutsch…
Alles Gute für deine weiteren Pläne!
Liebe Grüße
Annette