Wir freuen uns, dass wir die kleine Riverside Drive Marina gewählt haben, denn mit 35 Plätzen ist sie klein, aber überschaubar und alle sind sehr freundlich zu uns. Wir sind froh, die meisten Dinge fußläufig erledigen zu können. Wir stürzen uns gleich in die Arbeit nach dem deutschen Motto „Erst die Arbeit und dann das Vergnügen“. Die fortlaufende „to-do-list“ ist lang geworden und will abgearbeitet werden. Die Wasserpumpe bekommt neue Simmerringe und Lager und ich nutze die Gelegenheit, gleich die Schläuche auszutauschen, denn sie sind schon 10 Jahre alt und leckten an den Schlauchklemmen. Wir bekamen einen neuen Windgenerator aus Europa geliefert, da sich bei unserem in der Garantiezeit die Farbe ablöste. Wir haben jeden Tag Termine. Mit Segelmachern wegen Angeboten für ein neues Großsegel, denn das bisherige mussten wir auf der Passage von Fiji nach NZ provisorisch flicken und es ist nun endgültig kaputt. Mit einem Rigger überlegen wir, uns ein zweites Vorstag zuzulegen, damit das Segelwechseln bei unsteten Winden einfacher wird. Die Erfahrung zeigte uns, dass es zu zweit schon schwierig wird, ab 25 kn Wind die 45m² große Genua auf See bei dem entsprechenden Seegang zu wechseln. Die Rollreffeinrichtung für das Vorsegel muss überholt werden, denn wir entdeckten gebrochene Teile in ihr.
Zwischendurch feiern wir zusammen mit Jill und Bruce ein Wiedersehensfest mit Monique und Pieter, nachdem sie aus den Niederlanden zurückgekehrt sind. Wir haben sie zuletzt in Tahiti gesehen. Sonntags treffen sich die Segler der Marina zum Barbecue. Jeder bringt etwas zum Grillen mit und eine Schüssel Salat oder Beilage. Leider regnet es seit Tagen. Am Anfang war es noch gemütlich, unter Deck im Trocknen zu liegen, wenn es draußen bläst und regnet, aber nach Tagen ist es nicht mehr lustig, wenn man jedes Mal nass wird, sobald man den Kopf aus dem Schott steckt. Wir taufen Whangarei in Whangarain um.
Zwischen den Arbeiten am Boot unternehmen wir Wanderungen in der Nähe, wie z.B. den Hatea River Walkway zu den Whangarei Wasserfällen und entdecken wieder jede Menge der riesigen Baumfarne und die 500 Jahre alten Kauri Bäume.
Als Vorbereitung unserer Landausflüge beschließen wir, uns ein gebrauchtes Auto zu kaufen, da das hier in New Zealand so einfach sein soll und über die Zeit gesehen billiger ist, als sich ein Auto zu mieten. Aus alter Verbundenheit zu meinem bisherigen VW Passat suchen wir einen „Station Wagen“, wie man hier einen Kombi nennt, um während der Reisen auf der Ladefläche ein Bett einrichten zu können. Wir haben in zwei Tagen fast alle Autohändler in Whangarei kennengelernt. Alles nette Typen. Nicht so kaputt wie bei uns und immer lustig. Im Kofferraum stand in einem Radkasten das Wasser (wie gesagt, es regnet hier seit einer Woche) und ich sagte, dass wir da ja einen Swimmingpool an Bord hätten. Die Antwort des lachenden Händlers, dass es den Pool gratis dazu gäbe, überzeugte uns und wir nehmen das Prachtstück für 2.800 NZ$, das sind umgerechnet 1.750 €. Die letzte Eigentümerin, eine ältere Dame um die 70, hatte den Toyota Camry 3.0 GX, Baujahr 1995 mit 210.000 km, 13 Jahre lang gefahren und immer zur gleichen Werkstatt gebracht. Sie hatte noch WOF (warranty of fitness, der TÜV in NZ) machen lassen und den Wagen zum Verkauf auch noch einmal vollgetankt.
Der gesamte Kauf ist in 30 Minuten über die Bühne gelaufen mit viel Spaß. Der Händler gibt am Computer alle Daten ein, von wo sie automatisch zur Zentraldatei der NZ-Behörden gehen. Die Registrierung, Nummernschild und die Steuer laufen einfach weiter, bei uns zum Glück bis Mai 2015, das heißt, wir müssen nichts machen. Die Versicherung, wenn man eine will (es besteht kein Zwang), erledigt man anschließend von zuhause am Internet ohne eine Unterschrift. Der Betrag wird einfach von der Kreditkarte abgebucht, die Papiere werden später zugeschickt. Auch das ist in einer knappen halben Stunde erledigt. Das System sollten sich die Deutschen mal abschauen, aber dann gäbe es gleich 100.000 Arbeitslose mehr, also wird es sicher weiter so bürokratisch wie bisher weiterlaufen. Zur Sicherheit, denn so ganz trauen wir dem Auto doch nicht, treten wir noch in den AA ein, was dem ADAC in Deutschland entspricht. Dann heißt es hinein in das Vergnügen. Nach den ersten etwas unsicheren Abbiegeversuchen klappt das Fahren auf der linken Seite und mit Automatik schon ganz gut.
Um das Auto zu testen, vor allem wie wir darin schlafen können, fahren wir an die Westküste. Wir fahren durch den Waipoua-Forest und besuchen die ältesten und größten Kauri-Bäume, leider mal wieder im Regen. Wir besuchen „Tane Mahuta“, der mit seinem Umfang von 14 m und seiner Höhe von 51,5 m der größte und älteste Baum in Neuseeland ist. Der ca. 2.000 Jahre alte Kauri-Baum ist entsprechend der Maori-Überlieferung der Sohn von Ranginui, dem Vater Himmel, und von Papatuanuku, der Mutter Erde. Tane Mahuta gilt als Schöpfer von Licht, Raum und Luft. Alle Kreaturen gelten als seine Kinder.
Für den Übernachtungstest steuern wir Baylys Beach an und gehen im Funky Fish Restaurant essen. Für die Nacht fahren wir einfach auf den Strand und suchen uns eine Stelle, wo wir keine nächtliche Überraschung durch die steigende Tide erwarten. Am nächsten Morgen wachen wir bei herrlichem Licht auf und wandern eine längere Strecke am fast menschenleeren Strand, wo wir die Lichtspiele der Gischt und das Farbenspiel vom zweifarbigen Sand bewundern.
Um der Ferienzeit an Land zu entfliehen, verlassen wir Whangarei mit der Anke-Sophie, um für drei Wochen die Inseln vor der Ostküste zu besuchen. Wir freuen uns auf kleine Etappen und schöne Ankerbuchten. Weihnachten feiern wir mit Monique und Pieter in der Smokehouse Bay auf Great Barrier Island. Das Wetter ist, wie man so schön sagt, für die Jahreszeit zu kühl, aber gejammert wird nur selten, denn wir wollten es ja so haben. Wir hatten Neuseeland gewählt, um einmal wieder kühlere Temperaturen zu fühlen, aber dass es im Sommer so kühl sein kann, das hatten wir nicht erwartet. Gut, wir wollen nicht klagen, wenn wir das heimische Winterwetter bedenken, von dem unsere Freunde zuhause berichten. Uns kommt das warme Bad in der urigen Holzhütte der Smokehouse Bay gerade zur rechten Zeit, wir wollen ja sauber zum Weihnachtsschmaus kommen. Das Wasser, immerhin fließend, kommt aus dem nahen Bach und wird kombiniert mit dem Herd über den Ofen mit Holz erhitzt, alles sehr einfach, aber sehr nachhaltig. Wir laden uns gegenseitig insgesamt zu drei Weihnachtsessen ein und verbringen die Zeit mit kurzen Schlägen von Bucht zu Bucht und mit schönen Wanderungen auf den Inseln von Great Barrier Island.
Silvester, „New Year‘s Eve“, treffen wir uns, acht Segler aus fünf Nationen, in einer Bucht von Mahurangi Harbour, um zu feiern. Diesmal sind Lisa und Fabio an Bord der Amandla unsere Gastgeber. Monique und Pieter bereiten die holländische Nationalspeise für Sylvester vor: Oliebollen und Appelbeignets, echt lecker!!! Wir tauschen die letzten Erlebnisse aus und sind sehr glücklich, das Jahr hier in Neuseeland abschließen zu dürfen. Annette hat mich vor einem Jahr auf den Kapverden besucht und im Januar ging es dann gemeinsam auf der Anke-Sophie los. Und was durften wir dieses Jahr alles erleben! Nicht nur die Atlantiküberquerung und die Inseln der Karibik sowie die Passage des Panamakanals, sondern vor allem die Inselwelt des Südpazifiks hat uns sehr gut gefallen. Galapagos, Marquesas, Tuamotu, Gesellschaftsinseln, Cook-Inseln, Samoa, Tonga und Fiji. All die Inseln und unterschiedlichen Menschen, das war schon ein sehr abwechslungsreiches Jahr, spannend und vor allem schön und interessant. Wir lernten viele Segler aus allen Teilen der Welt kennen, einige nennen wir nun unsere Freunde.
So richtig Weihnachten feiern am anderen Ende der Welt ist für mich eine unwirkliche Vorstellung. Wie auf den Bildern zu erkennen, werden in der Seglergemeinde Traditionen zünftig gepflegt.
Für das neue Jahr 2015 wünsche ich Euch alles Gute, also Mast- und Schotbruch und allzeit eine Handbreit Wasser unter dem Kiel.
So many gorgeous photos yet again. I love seeing New Zealand through your eyes. I have to say my favorite is the first with Annette and Santa.
Thomas, dein rosa Iro auf dem Badebild ist ein Augenschmaus! Aber ich gestehe freimütig – auch die anderen Fotos begeistern mich! Der gleichmäßige Farn zum Beispiel, aber eigentlich hat jedes etwas besonderes eingefangen. Bloß euer Auto ist nirgends zu sehen, das hattet ihr mir versprochen…. Danke für die wunderbare Beschreibung der Wochen in NZ – ich wünsche euch viel Freude beim Weiterentdecken dieser großartigen Inseln! Bernhard
Liebe Annette und Thomas,
toller Bericht und wunderschöne Bilder. Am besten gefallen mir die mit den Riesenfarnen und mein Lieblingsbild ist die kleine Annette im großen Farnwald – märchenhaft.
Auf der Toilette von Hundertwasser würde ich ja auch gerne mal pinkeln. Welch kultureller Luxus!
Herzliche Grüße von Michael
Lieber Michael,
danke für deinen Kommentar. Ja, es gibt viel zu entdecken und ich glaube, auf der Südinsel werden wir die besonders schönen Landschaften finden. Immer wieder schön, von zu Hause zu hören. Wir freuen uns auch über die guten Nachrichten von euch….
Mit herzlichen Grüßen
Thomas + Annette
Thomas Herter
http://www.ankesophie.wordpress.com
Mobile New Zealand: +64 21 1887113
Inmarsat Satellitentel.: +870776447234 – Anmerkung: Das Gerät ist nur eingeschaltet, wenn wir einen Termin zum Telefonieren per Email vereinbart haben.
Auf See bin ich nur unter der Emailadresse DH7TH@winlink.org erreichbar. Anmerkung: Wir müssen zuvor eine Email ausgetauscht haben (ich an dich/Sie).