In 77 Stunden über die Biskaya

Hurra, wir haben es geschafft! In Penzance waren wir am Samstag um 14:15 h gestartet und am Dienstag sind wir um 20:30 in Ribadeo in Galizien angekommen.

Da der Außenhafen von Penzance regelmäßig trockenfällt, machen die Schleusentore  zum „Wet Dock“  immer nur kurze Zeit, und zwar 2 Stunden vor Hochwasser bis eine Stunde nach Hochwasser auf. Kathrin hat uns früh morgens verlassen und zwei neue Crew-Mitglieder Eva-Maria und Arthur sind angekommen. Wir hatten lange gemeinsam die Wetterberichte studiert und diskutiert und uns dann nach viel Zögern trotz starkem Ostwind mit 6 Bft. und in den Böen 7 durchgerungen, noch am Samstag abzulegen. Der Grund, der Ostwind hat von der Richtung sehr gut gepasst und als Aussichten danach waren eben Flaute angesagt, was sehr viel Motoreinsatz über die Biskaya bedeutet hätte. So sind wir die ersten 24 Stunden zwar sehr bewegt, aber doch sehr gut durchgekommen, wenn wir auch sehr gerne 2 Bft. weniger gehabt hätten. Nach einer unruhigen Nacht hatten wir nach unserer Rauschefahrt ein erstes Etmal von 173 sm, ein tolles Ergebnis, was eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 7,2 Knoten bedeutet.

Nach bewegter Nacht das erste Licht

Nach bewegter Nacht das erste Licht

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Und der Blick in die andere Richtung. Der Mond steht noch, unser Begleiter durch die Nacht

Und der Blick in die andere Richtung. Der Mond steht noch, unser Begleiter durch die Nacht

Dann ist der Wind eingeschlafen. Bei wechselnden Winden, teilweise aus Süd haben wir am nächsten Tag dann nur 95 sm geschafft. Die Flauten nutzen wir für ein Bad im Atlantik. Baden mit 5.200 m Wasser unter uns. Tja, wieder eine Superlative.

Flaute: Marlies entfernt Seegras, das sich am Kiel verfangen hat

Flaute: Marlies entfernt Seegras, das sich am Kiel verfangen hat

Anschließend dümpelten wir bei Süd 1-2 Bft, bis der Wind dann am dritten Tag wieder auffrischte und wir bei einem guten Südwestwind unser Ziel Nordspanien recht gut anliegen konnten.

Wir sind zwar nicht in 80 Tagen um die Welt gekommen, aber wir haben in 77 Stunden die Biskaya auf direktem Weg von Penzance nach Ribadero in Galicien durchsegelt. Ein wenig Statistik: direkte Strecke über Grund: 400 sm, gesegelte Strecke 434 sm, Durchschnittsgeschwindigkeit trotz Flauten: 5,2 kn. Davon lediglich 10% unter Maschine. Besonders davor hatten wir Angst, dass uns die angekündigten längeren Zeiten mit wenig Wind zu langen Motorstrecken, wie wir es im Kanal erlebt hatten, zwingen könnten. Das blieb uns erspart.

Wir sind sehr glücklich, es geschafft zu haben. Noch nie war ich auf einem eigenen Boot so weit westlich, noch nie so weit südlich, noch nie länger als zwei Tage auf See, noch nie 1200 sm zusammenhängend gesegelt in vier Wochen und bei all den Rekorden, haben wir dennoch noch viel Wein im Keller. Wir hatten uns verschätzt und zu viel gebunkert, wir haben während der Überfahrt über die Biskaya kaum etwas getrunken. Besser so  als anders herum…

Land in Sicht

Land in Sicht

Die nordspanische Küste

Die nordspanische Küste

Einlaufen in Ribadeo

Einlaufen in Ribadeo

Besondere Vorkommnisse von unterwegs auf hoher See: Wir haben zwei Wale gesehen, die uns im Abstand von ca. 100 m überholten und zwischendurch ihren riesigen Körper beim Ab- und Auftauchen zeigten. Ja, und nachts haben mich die Delphine erschreckt, als sie direkt neben mir auftauchten und sich dann zu Dutzenden um das Schiff herum trollten. Immer wieder haben wir sie beobachtet, wie sie mehrere Meter aus dem Wasser herausgesprungen waren und dann wieder auf die Wasseroberfläche klatschten.

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11 Antworten zu “In 77 Stunden über die Biskaya

  1. Da kann ich bei all den tollen Erlebnissen und bewältigten Herausforderungen nur sagen: Herzlichen Glückwunsch!!! und wieder ganz tolle Fotos! viele liebe Grüße von Annette* in Berlin (bald in der Bretagne, wir fahren vom 2.-24.8. dorthin)

    • Liebe Annette und lieber Hans-Heinrich, danke für die Glückwünsche. An der Bretagne sind wir ja nun einfach vorbeigesegelt, da wir die englische Küste gewählt hatten (auch wegen der dort geringeren Tide). Das werden wir vielleicht auf der Rückreise machen und dann mit den Kanalinseln, die wir halt auch verpasst haben, da der Wind zu schwach und die Zeit zu knapp war. Das soll aber kein Jammern auf hohem Niveau sein, denn wir hatten wie gesagt eine sehr schöne Zeit.

      Euch einen schönen Urlaub, schade dass wir in Berlin keine Zeit mehr hatten, uns zu sehen. Ich sage bis bald, vielleicht ja an Bord der Anke-Sophie…

      Mit herzlichen Grüßen

      Thomas

  2. Ihr lieben Beide,
    schon wieder bin ich hin und weg von Thomas‘ Berichten und den wundervollen Fotos! Besonders angetan hatte es mir das Suchbild „Wo ist Annette?“ auf dem Weg zu eurem Zuhause! Und: War Falmouth nicht vor -zig Jahren schon mal berühmt als Start und Ziel einer Weltumsegelung? Wenn ich mich recht erinnere sogar einhand…Seid beglückwünscht zur gelungenen Überfahrt und ich hoffe, dass ihr jetzt noch ein bißle Ruhe genießen könnt! Liebe Grüße aus Berlin – euer Bernhard

  3. Liebe Thomas und Anette,
    das ist ja wirklich eine großartige Leistung, 700 km in 3 Tagen auf einem Segelboot, wow. Das ist bestimmt ein anderes Gefühl, wenn man so richtig auf dem Meer draußen ist und die Küste so weit weg, oder?
    Mag zwar komisch klingen, aber ich hatte mir schon fast Sorgen gemacht, weil „Marine Traffic“ die Anke-Sophie immer „Out of range“ angezeigt hat und die „Last known track“ vom 20.07. Höhe Bretagne war. Hattet Ihr das AIS ausgeschaltet?
    Nun erst mal ganz entspannt Galizien genießen oder?
    LG von Fernando

    • Lieber Fernando, Hola, qué tal?

      schön, dass du geschrieben hast. Ich habe an dich gedacht. Endlich in Spanien. Ich kann es kaum kapieren. Im letzten Hafen, in Penzance habe ich noch englisch geredet und hier treffe ich auf eine total andere Welt. Überall Spanisch, temperamentvoll, wie die Südländer sind, laut und lebhaft, wir haben erst mal Serrano und Käse und Oliven gekauft… Wir lassen es uns gut gehen und genießen Galizien. AIS war die ganze Zeit an, aber da war halt keine Landstelle, die uns erfassen könnte… Es hat uns sehr gute Dienste geleistet Ja hat alles super gut geklappt und ich freue mich auf dich und die gemeinsame Zeit in Portugal.

      Mit herzlichen Grüßen auch an Dagmar und Felix-Diego

      Thomas + Annette

      Thomas Herter

      Zinzendorfstraße 5, 10555 Berlin, T +49 30 344 5809, M +49 172 325 8239, thomas.herter@gmx.de

      • Hallo Thomas,
        in der Stadt Pontevedra habe ich übrigens Verwandte, allerdings schon ewig nicht mehr gesehen. In der Ría de Arousa habe ich meine ersten 2 Segelkurse mit 14 und 15
        gemacht!
        Wenn eines Buchungsfehlers komme ich jetzt übrigens schon am Donnerstag, den 15.08. um 16:00 Uhr, das passt dann genau zu Deinem Plan. Ich habe gesehen es gibt in Porto 2 Häfen, einer ist sogar in der Nähe vom Flughafen. Weißt Du schon welcher es sein wird?

        LG Fernando

      • Lieber Fernando,

        aha, hier liegen also deine Segelwurzeln! Eine faszinierende Landschaft und eine Augenfreude, die galizische Küste entlangzusegeln.

        Zu Porto: Bisher war es wohl schwierig in Porto direkt festzumachen. Seit 2012 gibt es aber eine neue „Douro Marina“. Du kannst infos unter http://www.douromarina.com finden. Diesen würden wir anpeilen. Alternativ wie du schreibst, der nördliche Hafen Leixoes.

        Bis bald, wir melden uns…

        Mit herzlichen Grüßen

        Thomas

        Thomas Herter

        Zinzendorfstraße 5, 10555 Berlin, T +49 30 344 5809, M +49 172 325 8239, thomas.herter@gmx.de

  4. Liebe Annette, Lieber Thomas,

    bin wirklich beindruckt und herzlichen Glückwunsch, ist ne tolle Leistung. Habe eure bisherige Fahrt Dank Moni mit großem Vergnügen verfolgt. Seid ihr schon Paul begegnet?
    Funktioniert alle Technik? Konntest Du die Hose schon ausführen;-)
    Erst mal gute wWiterfahrt und Liebe Grüße aus dem feuchtheißen Leuna
    Thomas

  5. Liebe Weltenbummler,
    es war euch sicher nicht ganz geheuer mehr als 5000 m Wasser unter sich zu haben? Ich kenne das Gefühl! Weiterhin gute Fahrt wünschen euch die Laufers!

  6. Lieber Thomas,
    jetzt endlich habe ich deine Seite von Anette bekommen. Etwas neidisch machen mich eure Bilder und Berichte schon. Aber ich gönne es euch von ganzem Herzen. Ich bewundere deine Tatkraft und Entschlossenheit. Gestern bei Sabines Sommerfest hatte ich ja Gelegenheit, Annette zu lauschen und auszufragen. Einfach toll, wie ihr das macht. Du weißt ich bewundere gute Seemannschaft. Und die beweist du Ostseesegler jetzt aber so richtig. Chapeau!!! Ich werde ab jetzt deine/eure Reise virtuell begleiten und alle guten Wünsche permanent an euch und an die Anke Sophie senden.
    Steffen

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